Woher die Schulden kommen und wie sie wieder gehen

Help_optiDas sicherste Mittel, um sich gegen Überschuldung zu schützen, ist erst gar keine Schulden anzuhäufen. Leichter gesagt als getan. Deshalb ist es besonders wichtig, die eigenen Finanzen und den finanziellen Handlungsspielraum zu kennen. Woher die Schulden kommen und welche Möglichkeiten es gibt, wenn man schon verschuldet ist, zeigen wir in diesem Blogbeitrag.

Dabei sind nicht alle Schulden gleich und auch nicht alle Schulden schlimm. Der Kredit fürs Eigenheim beispielsweise ist keine vermeidbare Konsumschuld, um die es hier primär geht. Im Fokus stehen viel mehr Schulden über kleine und mittlere Beträge, von denen die meisten betroffenen Schuldner glauben, sie „schon irgendwie loszuwerden“. Eine zentrale Triebfeder unkontrollierten bzw. unvernünftigen Finanzhaushaltens ist dabei das Begehren, und zwar auch und vor allem solcher Konsumgüter, die man sich eigentlich nicht leisten kann.

Begehrlichkeiten & Verzicht

Begehrlichkeiten sind die Voraussetzung für Konsum. Nur was ich haben möchte, schaffe ich mir an und nur was ich mir anschaffe, muss ich bezahlen. Aus diesem Zusammenhang ergeben sich ganz zwangsläufig Schulden, die wiederum bezahlt werden müssen und somit eine Belastung darstellen. Auf der Kehrseite scheint der Lösungsansatz gegen die Überschuldung daher eigentlich ganz simpel:

Kaufe Dir nichts, was Du Dir nicht leisten kannst.

Um nach diesem Prinzip zu konsumieren, müssen jedoch die eigenen Grenzen erfasst und auch respektiert werden. Nur wenn ich einsehe, dass ich mir aktuell eben kein neues iPhone leisten kann und mit dem Verzicht darauf auch umgehe, entgehe ich neuen Schulden. Lebe ich dagegen nach dem Motto wird schon schief gehen ist die Überschuldung quasi vorprogrammiert. Es geht also unterm Strich darum, Verantwortung für das eigene (finanzielle) Handeln zu tragen und auch ab und an hart gegen sich selbst zu sein.

Was kann denn ich dafür?

Diese Härte aufrechtzuerhalten, ist eine Herausforderung. Tatsächlich gaukelt die tägliche und allgegenwärtige Beschallung und Verstrahlung mit Werbung eine Scheinwelt vor, in der keiner für die Konsequenzen seines Handelns wirklich verantwortlich ist. Alles ist unverbindlich: Nur testen, nicht kaufen. Nur probieren, nicht festlegen. Nur schnell mieten, nicht für immer. Daraus ergibt sich gerade bei Jugendlichen und jungem Menschen das Gefühl, für einen guten Teil des eigenen Verhaltens nicht verantwortlich zu sein, weil sie ja nur so handeln, wie es von ihnen erwartet wird: als brave Konsumenten.

Die Verantwortung für die eigene Schuldensituation wird auf andere abgewälzt.

Die Betroffenen fühlen sich schnell als unbedarfte Opfer der Wirtschaft, als übervorteilte Kunden, als unmündige Wesen. Sie sind der Auffassung, fremdgeleitet worden zu sein und letztendlich das erworbene Produkt, gar nicht wirklich gewollt zu haben. Verantwortlich seien eher clevere Verkäufer und zielgruppenorientierte Werbung, die sie in den teureren Handyvertrag, das Premium-Fitness-Abo oder die Super-Sonder-Finanzierung für den neuen LCD-Fernseher gequatscht haben. Letztendlich setzen sie aber dennoch Ihre Unterschrift unter rechtsverbindliche Verträge, die sie – ohne Wenn und Aber – zur Zahlung verpflichten. Kommt dann die erste Rechnung oder schlägt die erste Lastschrift mangels Kontodeckung fehl, fallen sie schnell und hart auf den Boden der Tatsachen: Sie können sich das erworbene Produkt bzw. die Leistung gar nicht leisten. Nun ist guter Rat teuer.

Was tun?

Ist das Kind in den Brunnen gefallen, sprich der Vertrag geschlossen und die gesetzliche 14-tägige Widerrufspflicht abgelaufen, gibt es dennoch einige Möglichkeiten, einigermaßen glimpflich aus der Sache herauszukommen. Das Wichtigste ist, sich eingehend mit dem Problem zu befassen.

Rechnungen und Mahnungen zu ignorieren hat noch niemals etwas genützt!
Hilfreich ist daher immer der Dialog und zwar entweder mit dem Vertragspartner, sprich demjenigen, der Geld zu kriegen hat oder dem Inkassobüro der Gegenseite. Ist die Angelegenheit bereits an einen Inkassodienstleister übergeben, sollte die Kommunikation direkt mit diesem erfolgen, weil er der verlängerte Arm des Vertragspartners ist. Grundsätzlich sollte man immer miteinander sprechen und versuchen, das Problem gemeinsam zu lösen. Professionelle Inkassodienstleister bieten mittlerweile mediative Lösungen an und setzen sich aktiv für den Erhalt eines gemeinsamen Miteinanders ein. Das bedeutet jedoch nicht, dass man um die Zahlung herumkommt. Auch im Mediativinkasso  gilt: Vertrag ist Vertrag! Jedoch können hier Zahlungsvereinbarungen getroffen werden, die die Lebensumstände von Schuldnern individuell berücksichtigen.

Zahlen & Fakten

Der Hauptgrund für die Überschuldung, vor allem von jungen Menschen bis 24, sind zu hohe Konsumausgaben. Zu diesem Ergebnis kommt die Herbstumfrage des Bundesverbandes deutscher Inkassounternehmen (BDIU). Rund Jugendverschuldung_BDIU86% der Jugendschulden lassen sich demnach auf einen unbedachten Umgang beispielsweise mit Mobilfunkverträgen zurückführen. Entsprechend führen Telekommunikationsunternehmen auch mit 90% die Branchenstatistik der Wirtschaftszweige, bei denen junge Menschen in der Kreide stehen, an. Dicht gefolgt sind sie vom Onlinehandel (84%), Versandhändlern (69%) und Internetserviceanbietern (66%). Mit 65% haben auch rund zwei Drittel der in der Studie befragten Fitnessstudios offene Forderungen gegen Jugendliche und junge Erwachsene.Wo_Jugendliche_Schuldenhaben

Die Top 5 Branchen lassen sich ausnahmslos der Schuldenkategorie Konsumausgaben zuordnen und entsprechen insofern den weiteren Studienergebnissen. Die hier getätigten Ausgaben sind also nicht überlebenswichtig. Auch ohne das neuste Smartphone, den größten Fernseher, die schnellste Bandbreite oder das Power-Abo ließe es sich gut leben. Dass gerade diese Branchen die Schuldnerstatik anführen und dies sogar mit signifikantem Vorsprung, ist eine ernstzunehmende Aussage über das Konsumverhalten junger Menschen aber auch über die Werbeauftritte der jeweiligen Gläubiger.

Mehr Vernunft & mehr Verantwortungsbewusstsein

Die Auseinandersetzung mit den Schuldenverhältnissen gerade junger Menschen trägt Züge der downward spiral. Einmal verschuldet, finden viele Menschen keinen Ausweg mehr aus ihrer verfahrenen Situation und resignieren. Mit einer Scheiß-Egal-Haltung wird dann einfach weiter konsumiert und die eigene Lage sogar noch verschlimmert. Dann sind externe Impulse das einzige Mittel, um doch noch einen Ausweg zu finden. Die Voraussetzung, um solche Ratschläge anzunehmen, ist jedoch eine schonungslose Konfrontation mit eigenen Finanzsituation. Schuldnerberatungen aber auch mediativ arbeitende Inkassounternehmen leisten hier i.d.R. gute Arbeit für den Schuldenabbau. Zugleich sind auch Unternehmen gefordert, verantwortungsvoll abzuwägen, ob die Gewährung einer ratenbasierten Finanzierung sinnvoll ist. Ein differenzierter Einblick in die Finanzen des Kunden liegt zwar nicht vor, jedoch ist das Bauchgefühl erfahrener Verkäufer ein verlässlicher Indikator. Bei Forderungsausfall lohnt die Zusammenarbeit mit Inkassodienstleistern im Mediativinkasso. Nicht nur, weil die offene Forderung so realisiert wird, sondern auch, weil die Entscheidung zur mediativen Beitreibung von Verantwortungsbewusstsein zeugt.

Fazit

Schlussendlich lässt sich konstatieren, dass beide Seiten in einer Art unheilvoller Symbiose koexistieren. Unternehmen werben gezielt junge Erwachsene, junge Erwachsene tappen teilweise absolut blauäugig in eine Schuldenfalle. Nur wenn beide Seiten konsequent an ihrem Konsum- bzw. Werbeverhalten arbeiten, ist langfristige Besserung in Sicht.

Veröffentlicht unter Aktuelles
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